Estichà Unterer Markt

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[FAT] Zeitenwende (Teil 2) (Untermarkt)

Oberstadt @, Thursday, 31. May 2012, 10:06 @ Oberstadt

Die Dornen einer Keule hatten an seiner Flanke die Rüstung durchdrungen und sich tief in die dortigen Muskeln gebohrt, doch der Schmerz war ureigenster Teil seines Gottes. Schmerz schürte das innere Feuer, floss als neue Kraft, als intensivste religiöse Erfahrung der Delvanritter in Sehnen und Muskeln. Immer mehr der Ritter büßten ihre langen elegant geschwungenen Klingen ein und wechselten ins Mreccara asnan. Die parallel zum Unterarm verlaufenden Klingen entfalteten nicht dieselbe tödliche Wirkung, aber die behäbigen Sragon kamen mit den blitzschnellen Attacken und den schnellen Reflexen ihrer raubkatzenhaften Gegner im dunkelroten Ornat nicht zurecht, die nun wesentlich dichter an den Körpern der Angreifer agierten.

„Ihr müsst das ausziehen“, sagte einer der Verhüllten zu Jhiatara, die ihn zunächst ungläubig anblickte, nach einem kurzen Blick zu Jorrael na Shao jedoch der Anordnung folgte. Das schlichte schwarze Kleid wich schnell dem samtig-schwarzen Fell der Regentin, lediglich ein schlichter Büstenhalter und eine knappe Hose verhüllte den geschmeidigen, schlanken Leib der Jascara. „Ich werde nicht von Eurer Seite weichen“, nickte Jorrael zu, die die Furcht in der sonst immer so beherrschten Chirà spürte. „Tretet hier hinein und dreht euch um“, wies einer der Verhüllten an, der seine Kapuze so weit nach hinten geschoben hatten, dass Jhiatara endlich die in der Tat an eine Ratte erinnernde, spitz zulaufende Schnauze des gebückt laufenden Wesens sehen konnte. Vorsichtig trat Jhiatara durch die Öffnung. Dahinter lag kein Raum, sondern nicht mehr als ein Alkoven, kaum groß genug um einen ausgewachsenen Chirà aufzunehmen, als Frau hatte sie etwas mehr Platz. Jhiatara zweifelte, dass ein männlicher Chirà sich noch hätte darin ausreichend bewegen können. Die Wände der Nische waren über und über mit Knöpfen und Panelen bedeckt, kleinen Öffnungen unbekannter Funktion und schimmernden Flächen. Als sie sich umdrehte, blickte sie in Jorraels Gesicht, die unmittelbar vor der Nische stand, neben ihr das Rattenwesen. Zwischen ihnen hindurch fiel ihr Blick auf die Delvanritter, die sich mittlerweile fast vollständig auf den Platz zurückgezogen hatten, eben hatte eine Gruppe von drei Sragon einen Ritter zu Fall gebracht. Immer wieder brachen einzelne Sragon durch, wurden jedoch von den zwei unmittelbar am Ring stehenden Delvanis ausgelöscht. Der Rattling trat halb in den Alkoven hinein, seine Pfoten huschten über die seltsamen Vorrichtungen an den Wänden, dann richteten sich seine schwarzen Knopfaugen auf die Regentin. „Es beginnt“, sagte er, dann zog er sich zurück. Jhiatara nickte. Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, worauf sie vorbereitet worden war, doch auf das, was folgte, kann niemand vorbereitet werden. Der Alkoven erwachte, Lichter flammten auf, ein Surren ertönte, dann, nur Sekunden später, schoss mit einem lauten Zischen aus einer der Öffnungen ein Schlauch, der sich wie ein Geschoss tief in Jhiataras Rücken bohrte. Schmerzerfüllt stieß die Regentin einen Schrei aus, mit dumpfem Schlag bohrte sich ein weiterer Schlauch in den oberen Bauch, im Sekundentakt folgten weitere, an Beinen, Brust, im Rückgrat, Blut begann das schwarze Fell zu verkleben. Das Schreien Jhiataras hatte sich in ein gurgelndes Wimmern verwandelt, Jorrael blickte mit blankem Entsetzen auf die Chirà, die brutal immer und immer wieder von Schläuchen durchbohrt wurde. Die beiden Verhüllten tuschelten miteinander. „Sie verliert zu viel Blut“, schrie in hysterischem Ton einer der beiden zur Hohepriesterin der Mehdora. Jorrael atmete tief durch und trat beherzt in den Alkoven hinein. Der Beschuss durch die Schläuche hatte aufgehört, die dunkelhäutige Menschfrau schob sich die erzgrün schillernden Ärmel ihres Gewandes hoch und legte ihre feingliedrigen Hände auf den vor Schmerz zuckenden Körper der Chirà, drückte sie in das weiche Fell hinein bis sie die darunterliegende Haut berührten. Grünes Feuer loderte zwischen ihren Fingern auf, als sie ihre Augen schloss. Ein Gebet an Mehdora sprechend floss das grüne Feuer aus ihren Fingern heraus und schien begierig vom zitternden Körper der Regentin aufgesogen zu werden. Die Schläuche in ihrem Körper wanden sich unter der Haut, suchten Nerven-Enden und Organe, verbanden sich mit ihnen unter unsagbarem Schmerz, rissen innere Wunden, die Jorraels heilende Hände bekämpften. Schweiß trat auf die Stirn der Hohepriesterin, ihre Gesichtszüge erstarrten zur ebenso schmerzverzerrten Maske als ihre Kräfte an ihre Grenzen geführt wurden.

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