Eine junge Frau strolcht, grüne und blaue Glasperlen ins dunkle Haar eingeflochten, mit weit aufgerissenen, hellblauen Augen am Hafen nahe dem Anlegeplatz der elurischen Schiffe herum, und sieht sich, die Hände auf dem Rücken verschränkt, nach möglichen Mitgliedern der Besatzung um, ob prominent, ob eben nicht. Ihre Kleidung ist ordentlich, ein dunkelgrauer Rock schlingert um ihre Waden, und ein abgegriffenes Symbol der Mayeva liegt unterhalb ihres Schlüsselbeins auf der bronzenen Haut auf. Es ist früher Abend, die Zeit, in der ohnehin viele Handwerksbetriebe den Feierabend einläuten.

Die Besatzungen beider Schiffe werden zusammen wohl deutlich über hundert Mann zählen. Zwar scheinen viele Seeleute auf Landgang zu sein, aber die meisten werden nach wie vor auf den Schiff geblieben sein. Einige von ihnen schieben Wache oder erledigen andere Tagesgeschäfte, andere wiederum werden die Zeit in geselliger Runde plaudernd oder Menanchà spielend totschlagen. Daher wird die junge Dame, wenngleich die Wache am Fallreep ihr den Weg auf Deck verwehren wird, auf jeden Fall die Personen dort vom Kai aus ansprechen können. So auch den Mann, der der Uniform nach so etwas wie der Kapitän eines der beiden Schiffe zu sein scheint.

Nach kurzem Zögern und mit ein paar verstohlenen Blicken hat die junge Frau auch schon den Kapitän ausgemacht. Einen Moment lang steht sie relativ offensichtlich ihm gegenüber auf dem Anlegesteg und betrachtet ihn versonnen, dann schieben sich mehr oder weniger plötzlich die schmalen Lippen zu einem strahlenden Lächeln auseinander, und weisse Zähne blitzen aus dem dunklen Gesicht hervor. Im Nacken und auf den Schultern hingegen schimmern silbrige Echsenschuppen, als ein Ruck durch ihren schmalen Körper geht.

"Sichàra!", begrüßt sie ihn herzlich, zu ihm herüberrufend und reckt den Kopf etwas vor. Eine Hand hebt sich halb winkend, während sich ihre bloßen Zehen angespannt in den Staub bohren. "Entschuldigen, haben einer Frage?"

Der bärtige Mann wendet sich um, blickt sich erst einen Moment suchend um, ehe sein Blick auf Aeneia fällt. Vorgebeugt, mit den Ellenbogen auf der Reling abgestützt, betrachtet er die junge Frau zunächst abschätzend.

"Sichàra!", grüßt er schließlich. Um den Hals trägt der Offizier ein Amulett des Vanors - seltsam, fremdartig scheinend wirkt es, scheint sogar ein kleines Feuer im Inneren zu tragen, denn ab und zu blitzt ein Licht aus dem Inneren auf. "Was für eine Frage?"

Aeneias Blick bleibt kurz an dem interessanten Medaillon hängen, dann verirren sich die strahlend blauen Augen wieder in das Gesicht des Kapitäns. Unvermindert heiter lächelt sie: "Sein dies die Schiffe von Maria Villa Lobos, das Kanzlerin von der Estichà? Wissen, sein Aeneia, und müssten dringend sprechen! Wissen, wann am Besten gehen?" Die hellen, metchàfarbenen Augen fixieren den Seemann eindringlich.

Der Mann runzelt die Stirn, dann seufzt er kurz: "Na gut, komm an Bord!"

(Mail.)

Wenngleich man ihr vielleicht als Kind immer geraten hat, nicht zu Fremden aufs Schiff zu steigen, folgt Aeneia umgehend Femtans Einladung.