Das Fest der heiligen Hester
In den letzten Tagen war die Betriebsamkeit auf dem Marktplatz von Gilgat wohl noch etwas größer als sonst. An manchen Ständen konnte ein unbedarfter Beobachter den Eindruck gewinnen als stünde Gilgat kurz vor einer Belagerung. Es wurden so viele Lebensmittel und Getränke geordert wie wohl zu keiner anderen Zeit des Jahres. Eingeweihte wissen natürlich, das das Fest der heiligen Hester vor der Tür steht und selbst die Neukultisten unter den Einwohnern Gilgats beteiligten sich an diesen Käufen. Auch für sie steht bald der zweithöchste Feiertag des Neune Kults an, das Fest zum Gedenken an die Geburt der Heiligen Lajeya.
Aber in Gilgats Öffentlichkeit wird man wohl mehr an das yedeitische Fest erinnert und das für alle sichtbarste Zeichen wird heute auf dem Marktplatz aufgestellt.
Am späten Nachmittag kommt ein Trupp städtischer Tagelöhner und Bauhandwerker mit einem großen Karren zum Markt. Die Händler kennen diese seit Jahren üblichen Prozedur schon und haben die Mitte des Platze und eine entsprechende Gasse bereits frei gemacht.
Auf den Karren liegt ein gut 10 Vat langer Yasm-Baum an dem sich etliches Volk versammelt um an den Zweigen des noch liegenden Baums bunten Bänder aber auch glitzernde Glasscherben oder kleine glänzende Kupferstücke zu befestigen. Die Gläubigen wissen, daß die Heilige Hester durchaus gern mal den einen oder anderen Wunsch, der mit diesem kleinen Baumschmuck verbunden ist, erfüllen wird. Und wie die Erfahrung zeigt liegt, vor allem zur Überraschung der Kinder, am Abend des 24. Derrakhans für so manchen ausgesprochenen Wunsch ein materielles Äquivalent unter dem heimischen Yasm-Zweig oder Baum
Unter viel Geächze und mit lauten Rufen stellen die Bauhandwerker dann den so geschmückten Baum auf die Mitte des Marktplatze als sichtbares Zeichen das das Fest der Heiligen Hester nun unmittelbar bevor steht.
Das Fest der heiligen Hester
In der Tat wird man gelegentlich auch den einen oder anderen Arivara Noviezen oder Priester dort im getümmel sehen , die, wies sollte es anderssein, hir und da geschichten aufschreiben, segen für anstehende Reisen verteilen für die die nicht in den Tempel kommen können oder ggf die armulette der arivara neu weien bei bedarf.
Mit glänzenden Augen
Abseits des großen Marktplatzes stehen auch zwei junge Damen, die den Arbeitern dabei zuschauen, wie diese den riesigen Baum mitten auf dem Platz aufstellen und zumindest die jüngere der beiden Damen schaut aus großen, glänzenden Augen dem Prozedere zu, ist es ja doch ein recht besonderer Moment im ganzen Jahr, auf den doch vor allen die Kinder warten und bei Aleiya war das nun auch nicht anders. Gebannt und fasziniert schaut sie aus ihren strahlend grünen Augen zu, wie der mächtige Baum langsam aufgerichtet wird, während ihre Mama das Töchterchen in ihren Arme hält und das Geschehen ebenfalls betrachtet. Man sieht den beiden förmlich an, dass sie Mutter und Tochter sind, die Ähnlichkeiten sind einfach zu bezeichnend, die selben langen blonden Haare, die zierliche Statur, die selbe helle Haut, bei der Mutter etwas blasser als bei Aleiya, einzig die unterschiedliche Augenfarbe fällt gleich auf. Die beiden warten, bis der Baum endlich aufgestellt ist ud als die Arbeiter sich wieder daran machen, den Platz zu verlassen, dankt Leilya ihnen mit einem strahlenden Lächeln, das fast genauso intensiv ist, wie das Glänzen in den Augen ihrer Tochter.