Es wird still
Es ist ein Morgen wie jeder andere in Gilgat; die Marktweiber bereiten sich wieder auf den heißen Marktkampf um die billigsten und besten Waren vor, junge Burschen sind auf dem Weg zur Arbeit und auch die letzten Übergebliebenen der vorherigen Nacht verschwinden allmählich. Eigentlich ist alles so wie immer, doch an diesem Morgen kann man zu den täglichen Geräuschen noch das Gehämmere und das geklappere von Holz hören, das aus der Richtung vom Kontor der Drei Fahnen kommt. Leute, die dem nachgehen oder einfach nur bei ihren allmorgentlichen Erledigungen an diesem Haus vorbei gehen können sehen, wie Bretter vor die Fenster genagelt werden. Bretter vor die Fenster? Sind die Leute bei den Drei Fahnen nun schon genau so bekloppt wie die Priester im Arivaratempel? Der Sturm ist doch noch mehrere Zwyselschwänze weit entfernt. So geht es den ganzen Tag weiter und das Einzige, was jemandem auffallen könnte ist, dass keine Händler mehr mit Waren ein und aus gehen und sollte sich doch noch einer dorthin 'verirren', so verlässt er mich zerknirschtem Gesicht wenig später wieder das Gebäude...
Eine Verirrte
Nicht sehr oft sieht man die braunlockige Badehausbesitzerin in der Stadt umherstreifen, doch oft taucht sie gerade dort auf, wo man sie am wenigsten erwartet.
Eine Weile sieht sie dem Gehämmere zu, dann tritt sie auf die Arbeitenden zu.
"Sichara, was ist den los mit den 'drei Fahnen'? Ist es nicht noch ein wenig früh für Sturmvorbereitungen? Oder wird der Laden dicht gemacht?"
Eine Verirrte
Missmutig nagelt gerade ein Angestellter ein Brett vor eines der Fenster, als Varuna ihn anspricht.
"Dreckspack! Ohne Vorwarnung machen die einfach zu. Was soll ich denn jetzt machen? So 'ne verdammte Scheiße!"
Aus der Stille heraus
Noch mehr tut sich im Fahnenkontor, wird dort wohl nicht nur verrammelt, sondern auch ausgezogen. Das kleine Falkenpostbüro hat einen Karren geordert und verstaut nun allerhand Inventar darin, um die vereinsamten Räumlichkeiten zu verlassen.
Doch wo ausgezogen wird, muss auch wieder eingezogen werden und so rumpelt der Karren bald darauf mit Sack, Packe, Falke und Postbündel in die Vocha Blavana 21, wo er vor dem Handelskontor hält und eifrig wieder entladen wird.
Es wird still - für immer
Das, was viele wohl schon gedacht und die Angestellten nur nicht laut ausgesprochen haben, bewahrheitet sich einen Morgen nach diesen Geschehnissen: die Drei Fahnen schließen ihre Pforten in Gilgat. Das einst so renommierte Handelshaus mit seinen Wurzeln in Estichà hatte schnell Fuß in Yedea gesetzt und vielleicht munkelt nun der ein oder andere, dass es zu schnell gewesen sein könnte. Haben sie sich einfach übernommen oder stecken hinter diesem Schritt weit tiefgründigere Gegebenheiten? Den Angestellten, nun wohl mehr 'ehemals Angestellten', ist dies reichlich egal, sind sie doch von einem Tag auf den Anderen vor die Tür gesetzt worden und müssen jetzt schauen, wie sie ihre Familien ernähren können.
Eins ist jedoch sicher, der Banner der Drei Fahnen wird so schnell nicht mit im Goldenen Land wehen...
Es wird still - für immer
Scharif der auf dem Weg von einen Geschäft vorbei kommt schaut sich die Szenerie an und schüttelt den Kopf. Seltsam an sich hatte es sich nicht angedeutet das es den Drei Fahnen so schlecht ginge als das sie schließen würden.