Gerichtstag -Die Anklagen-
Die Anklagen werden einzeln bearbeitet.
Gerichtstag - Die Anklagen - Norda Gedor
Die Anklage wird von einem Büttel vorgelesen:
"Norda Gedor war der Anführer eine Bande von Straßenräubern die vor allem die Straße nach Bet-Narekem unsicher gemacht habe. Wiederholt wurden Reisende ausgeraubt auf übelste mißhandelt oder geschändet was mehrfach zum Tode der Opfer führte. Seine Kumpanen sind bereits abgeurteilt und hingerichtet worden. Da Norda Gedor einen Gilgater Bürgerbrief besitzt hat er auf seinem Recht bestanden Recht vom Wesir abgeurteilt zu werden und wurde deshalb bis zum heutigen Tag nicht angeklagt. Nord Gedor ist geständig, behauptet aber nie jemanden persönlich getötet zu haben und gibt an seine Tat zutiefst zu bereuen. Er hofft auf ein mildes Urteil des Wesirs. "
Ob der Aufenthalt im Kerker der Stadtwache allerdings wirklich ein so großes Glück war ist zu bezweifeln. Der ehemalige Straßenräuber macht einen sehr schwächlichen Eindruck. Seine Kleidung wohl extra für diesen Tag angezogen ist zwar sauber und der Mann scheint gewaschen und rasiert worden zu sein aber sein Allgemeinzustand deute auf schwere Haftbedingungen hin.
Ajiru Rasael schaut den Mann an und dann in die Menge "Gibt es jemanden der für den Mann sprechen will?.... Offensichtlich nicht .. Es ist gut das du deine Taten bereust,.Hostinos wird es dir vielleicht anrechnen...... Ich verurteile dich zum Tode, das Urteil ist sofort zu vollstrecken."
Und so kommt die Menge gleich beim ersten Fall zu dem von vielen wohl ersehnten blutigen Schauspiel einer Hinrichtung,die an dem Straßenräuber Norda Gedor auch sofort durch Abschlagen des Kopfes vollzogen wird..
Gerichtstag - Die Anklagen - Norda Gedor
Der kleine Schmied wendet sich von der vollstreckung ab als es um das Köpfen geht und schaut lieber in die Menge ob er jemanden erkennt.
Gerichtstag - Die Anklagen - Norda Gedor
Ein Gaffer klopft dem kleinen Schmied freundlich auf den Rücken. "So liebe ich es. Waffen schmieden aber kein Blut sehen können. Vielleicht solltest du dir einen anderen Beruf suchen."
Gerichtstag - Die Anklagen - Norda Gedor
Lächelt den Gaffer spöttisch an. "Waffen schmieden. Nicht bluten. Anschauen das. Nicht muß. Intressanter anderes. Als das. Verstehen nicht. Schaut hin. Vielleicht ihr. Bald dort." Freundlich Lächelnd geht er an dem gaffer vorbei nach hinten in das Volk.
Mit geschlossenen Augen...
Die junge Kronrätin ist das erste Mal bei einer solchen Veranstaltung zugegen und das auch nur, da der Wesir persönlich sie eingeladen hatte. Doch als sie das Urteil hört, scheint es zuviel für die junge zierliche Frau zu sein und ihr hübsches Gesicht wird mit einem Mal kreideblass. Erst senkt sie den Blick und als dann das Urteil vollstreckt werden soll, schließt sie schließlich ganz die Augen, um dieses Schauspiel nicht mit ansehen zu müssen. Scheinbar hat die junge Kronrätin doch recht schwache Nerven, zumindest wenn es um solche eher blutigen Angelegenheiten ging. Als sie hört, das es endlich vorbei ist, öffnet sie ihre Augen wieder und lässt sie einen Augenblick über die Menge schweifen, ehe sie ihren Blick wieder auf den Wesir richtet und dem weiteren Geschehen folgt.
Mit geschlossenen Augen...
Scharif steht eher weiter hinten in der Menge, für ihn sind derartige Urteile und ihre Vollstreckung weder neu noch ungewöhnlich. Als Leilya in die Menge blickt sucht er ihren Blick und nickt ihr zu.
Gerichtstag -Die Anklagen-
In all dem Trubel hat sich das bild des Arivaratempels nicht verändert.
Es sind immer noch keine türen oder Fenster sichtbar. Daher wird man das Schausoiel eines "Guten Prozesses" wohl verseumen.
Irgendwo in Yedea
Und außerdem fällt irgendwo in Yedea auch noch ein Sack Reis um.
Irgendwo in Yedea
Der Nubianda erhebt sich vom Sack Reis als dieser umfällt. Wer weiß was beim nächsten Flügelschlag noch passiert.
Gerichtstag -Die Anklagen- Somis Ruwo
Die Anklage wird wieder von einem Büttel vorgelesen:
"Somis Ruwo wird angeklagt, im Haus seines Nachbarn vorsätzlich Feuer gelegt zu haben.Er bestreitet die Tat" Auch Somis hat schon geraume Zeit im Kerker verbracht und sieht entsprechend heruntergekommen aus. Auch er ist gewaschen und rasiert und hat saubere Kleidung an. Der junge Mann hat sich trotz der langen Haft sein gutes Aussehen bewahrt.
"Der Angeklagte wurde von seinem Nachbarn bei der Ausführung beobachtet. Dieser hat auch für seine Verhaftung gesorgt." Ein Nachbarschaftsstreit also, der Wesir verzieht beim Verlesen der Anklage leicht angewidert den Mund und will den Zeugen sprechen.
"Du hast gesehen wie dieser Mann in dein Haus kam und Feuer legte ?" "Ja, Herr ", der ältere Zeuge kniet auf dem Marktplatz vor dem Podest und hat seine Stirn tief zum Boden geneigt. "Und warum hat er dich nicht gesehen?".. "Weil ich mich versteckt habe Herr.".. "Du versteckst dich in deinem eigenen Haus? Warum?".. "Er sollte mich nicht sehen wenn er ... " der Zeuge senkt den Kopf auf den Straßenboden.
"Wenn er was ? Du willst mir einreden der Mann hat sich vorher angekündigt damit du dich verstecken kannst?".. "Ja Herr ..ich meine ...Nein Herr.. aber er dachte ich wäre nicht zu Hause und deshalb wußte ich das er kommen würde.".. "Deine Frau war aber zu Hause.".. "Ja Herr.." Die Stirn des Zeugen berührt jetzt den Straßenboden und drückt sich förmlich in den Staub.
Ajiru Rasael wendet sich zu Leilya und lächelt leicht "Der Mann ist kein Brandstifter. Er hat seinen Nachbarn mit dessen Frau betrogen und der Nachbar wollte sich rächen."
"Der Angeklagte ist unschuldig was die Brandstiftung angeht. Er hat Anspruch auf 2000 Auran vom Zeugen für die falsche Anschuldigung" Ajiru macht einen Handbewegung als scheuche er Fliegen weg "Den nächste Fall"
Gerichtstag -Die Anklagen- Somis Ruwo
"2000" wiederholt Bandiko als er das hörte. ungläubig schaut er sich den KLäger an ob der soviel überhaupt aufbringen kann. Na im Notfall ab in den Schuldturm, denkt er sich noch bevor seine Aufmerksamkeit wieder anderem zugeteilt wird.
Gnade vor Recht?
Aufmerksam hat Leilya der Befragung durch Ajiru gelauscht und wie alle anderen ebenfalls bemerkt, wie sich der ältere Zeuge immer weiter in den eigenen Lügen verstrickt. Es hat eine Weile gebraucht, bis Leilya ihre sowieso schon recht helle normale Gesichtsfarbe wiederbekommen hat, aber mittlerweile geht es wohl wieder. Als der Wesir mit seiner Befragung fertig ist und sich ihr zuwendet, erwiedert sie dessen Blick, auch sie lächelt, allerdings wirkt es doch eher aufgesetzt, der Form halber, weiß sie doch genau, wer da neben ihr sitzt. In Gilgat mochte alles etwas ungezwungener zugehen, aber Ajiru kam nicht aus Gilgat, sondern aus Bet Narekem, wo man doch etwas mehr mit den alten yedeischen Traditionen verhaftet war, so auch der Rolle der Frau. Daher reagiert Leilya auch anders, als sie es vielleicht sonst getan hätte und senkt ihren Blick wieder in fast schon demütiger Weise vor dem Wesir, während sie sich in seine Richtung beugt und ihn leise anspricht: "Euer Exzellenz, ich möchte euch nicht wedersprechen, verzeiht mir also bitte, falls es so wirken sollte. Doch erscheinen mir 2.000 Auran doch eine recht beträchtliche Summe, selbst wenn es natürlich ein ziemlich übles Verbrechen war. Doch vielleicht sollte man zumindest etwas Nachsicht mit ihm üben, im Anbetracht seiner Situation?" Kurz schaut Leilya wieder zu Ajiru auf, sieht in seine Augen, als wolle sie nachschauen, wie er auf ihre Worte reagiert.
Gnade vor Recht?
Ajiru Rasael macht eine kleine Geste und die wegen Kindesmord angeklagte Estrit Bekal, die gerade vorgeführt wird muß zurück in den am Rand des Platzes stehenden Gefangenenkäfig.
Dann wendet er seinen Kopf etwas zu Leilya und seine Miene drückt schon ein wenig Überraschung aber auch aufkeimendes Interesse aus. Mag er auch den alten yedeischen Traditionen verhaftet sein so scheint er doch durchaus gewillt sich die Argumente der Kronrätin anzuhören. Er neigt seinen Kopf leicht zu der jungen Frau. "Nun werte Leilya, was ihr dem einen nicht nehmen wollt könnt ihr dem anderen auch nicht geben. Die 2000 Auran sollten der Ausgleich für die erlittene Haft sein... aber "er lächelt sie leicht an "..bitte tragt mir Euren Richtspruch vor."
Der ehemalige Angeklagte und Ehebrecher und sein Kontrahent der falsche Zeuge und gehörnte Ehemann sind wieder auf die Knie gegangen. Offensichtlich sind die Würfel über ihr Schicksal doch noch nicht endgültig gefallen. Demütig und geband schauen sie auf die junge Kronrätin, die möglicherweise gerade die Zukunft der beiden neu bestimmt.
Gnade vor Recht?
Die junge Blonde schaut doch etwas erstuant auf, als Ajiru auf ihre Worte eingeht, hatte sie wohl eher Desinteresse oder gar Schlimmeres erwartet, doch nicht, dass er ihre Meinung hören will. So muss sie kurz etwas lächeln, doch wird die junge Gilgaterin schnell wieder ernst. "Nun, ich möchte euch ja nicht widersprechen, aber die Summe von 2.000 Auran ist doch recht hoch, vor allen für einen älteren Mann wie ihm dort unten. Nehmen wir an, dass der Angeklagte ein jahr in Haft war, was ich aber nicht glaube, so lange würde man hier doch wohl niemanden ohne Verhandlung festhalten, und nehmen wir weiter an, er verdient pro Monat 50 Auran, dann wäre zumindest die Entschädigung für seinen Verdienstausfall 600 Auran. Dann blieben 1.400 Auran als...Ausgleich. Und selbst das wäre doch sehr üppig, oder? Ich will nicht sagen, dass der Angeklagte selbst Schuld hatte, doch auch er hat etwas Falsches getan und das was passiert ist, damit heraufbeschworen. Er hat damit sicher keine Haft verdient und ich bin dafür, dass ihm vom Zeugen sein kompletter Verdienstausfall gezahlt wird und dazu nochmal eine Summe in selber Höhe als Ausgleich. Ich bin mir sicher, dass das keine 2.000 Auran wären. Soltle euch, Exzellenz, diese Summe dann noch zu klein sein, dann bitte ich euch folgendes in Betracht zu ziehen. Setzt eine gewisse Summe fest und verurteilt den Mann sie als Spende an den Hostinostempel zu zahlen, auf dass diese sie für nützliche Zwecke einsetzen, die uns allen was bringen. Ich denke nämlich, dass alle Beteiligten ihre Lehren aus diesem...Verahren gezogen haben." Fragend blickt sie zu dem Wesir auf, gespannt was er zu ihrem Vorschlag zu sagen hat.
Recht ist was der König sagt
Ein feines Lächeln gleitet über Ajirus Gesicht als Leilya ihm ihren Vorschlag unterbreitet. Ein eilfertiger Lakai huscht derweil an die Seite des Wesirs und flüstert ihm, im vorauseilenden Gehorsam wohl die nötigen Fakten für eine belastbare Entscheidung zu. "Nun werter Leilya Mendara ein wirklich interessanter Ansatz. Ihr wertet die Handlungen des Angeklagten immerhin als eine Art Mitschuld. Sehr interessant, ich bin sicher Eure Entscheidung wird Eingang in den ungeschriebenen Codex der beachtenswerten Urteile finden." Er wendet sich nun wieder dem Platz und den Bürgern Gilgats zu.
"Ich korrigiere das Urteil im Namen des Königs. Der Angeklagte ist unschuldig was die Brandstiftung angeht. Er hat Anspruch auf den doppelten Lohnausfall für 5 Monate Haft, das sind hier 600 Auran, die vom Zeugen für die falsche Anschuldigung zu erbringen sind. Weitere 400 Auran hat er an die Kronrätin Leilya Mendara zu zahlen die dieser Geld im Namen des Einen für eine ihr angemessene Aufgaben verwendet. Den nächste Fall".
Das Volk nimmt den Schiedsspruch der Kronrätin mit Beifall auf und der gehörnte Ehemann würde ihr wohl die Füße küssen wenn er nahe genug an die Tribüne heran kommen könnte. Lediglich der unschuldige Angeklagte schaut etwas sauertröpfisch wagt es aber nicht seinen Blick zu heben. Die Beiden ziehen sich demütig rückwärts schreitend zurück.
Ajiru wendet sich zur Kronrätin und schaut sie an. "Damit ist der Gerechtigkeit genüge getan. Das Volk wird Eure Milde sicher zu preisen wissen.. Der nächste Fall ist allerdings noch interessanter und ich bin gespannt wie ihr hier entscheidet."
Leilya wird es vielleicht nicht gleich mitbekommen haben aber offensichtlich wurde ihr gerade die Entscheidung im Falle der Kindesmörderin übertragen, der als nächstes zur Entscheidung ansteht.
Recht ist was der König sagt
Die junge Kronrätin scheint den Beifall gar nicht so wirklich wahr zu nehmen, auch richtet sie ihren Blick nicht mehr auf den ehemaligen Angeklagten oder den Ehemann, sondern verharrt mit leicht gesankten Blick bei Ajiru und nickt ihm dankbar zu, dass er ihrem Urteilsvorschlag folgt Als er allerdings meint, dass sie auch die Entscheidung über den nächsten Fall trifft, scheint die junge Frau doch etwas blass um die Nase herum zu werden, noch blasser als sowieso schon. Unsicher blickt sie aus ihren blauen Augen zum Wesir hinauf, wagt es allerdings nicht zu widersprechen.
Gerichtstag -Die Anklagen- Estrit Bekal
Die Anklage wird wieder von einem Büttel vorgelesen:
"Estrit Bekal wird angeklagt, ihren Sohn im Alter von 6 Monaten vorsätzlich mit der Kordel ihres Hausmantels erdrosselt zu haben. Die Frau gibt an sich an die Tat nicht erinnern zu können.
Die junge Frau von vielleicht 20 Stürmen hat auch schon längere Zeit im Kerker verbracht. Wie alle anderen Angeklagten wurde sie für den Gerichtstag sauber eingekleidet und gewaschen. Ein buntes Band ihm etwas strähnigen Haar soll wohl einen freundlicheren Eindruck hervor rufen.
Der Büttel liest weiter vor. "Der Familie Bekal gehört ein großes Handelshaus. Estrit Bekal ist die Frau des Sohns. Bekannt wurde Estrit Bekal vor zwei Jahren als sie Opfer einer Entführung wurden und erst 5 Monate später von Ihrer Familie freigekauft werden konnte. An ihre Täterschaft besteht kein Zweifel."
Der Wesir wendet sich der Kronrätin zu "Nun werter Leilya .. wie lautet Eure Entscheidung ?"
Keine Richterin
Im ersten Moment, als Leilya den Grund der Anklage erfährt, verzieht sich ihr Gesicht sichtlich angewidert, ist es doch das wohl schlimmste Verbrechen, dass sich die junge Frau, ja selbst Mutter, vorstellen kann. Andererseits lastet doch eine beträchtliche Verantwortung auf ihren zierlichen Schultern, so dass sie sich nicht von ihren Gefühlen beeinflussen lassen durfte und so schluckte sie einmal schwer, ehe sie ihren Blick auf die junge Frau unten vor der Tribüne richtet, die dieses schweren Verbrechens angeklagt worden ist. Einen kurzen Moment mustert sie die Angeklagte, deren buntes Band im Haar ihre Erscheinung auch nicht beträchtlich verbesserte, offenbar war eine Haft im gilgater Kerker nicht gerade empfehlenswert. Sie lauscht den Worten des Büttels, ehe sie ihren Blick wieder auf den Wesir richtet und dann etwas unterwürfig meint: "Euer Exzellenz, ich kann unmöglich ein Urteil fällen, ohne genauere Kenntnisse über diesen Fall oder über die Angeklagte. Ich denke, es wäre ziemlich vermessen, mir so etwas anzumaßen. Ich habe doch keinerlei Wissen über das Geschehen und die knappen Erklärungen bisher reichen da wohl sicherlich nicht aus, um das auszugleichen. Ich denke nicht, dass ich daher eine Entscheidung treffen könnte oder sollte." Sie senkt leicht ihren Blick und wartet die Antwort des Wesirs ab.
Keine Richterin
Der Wesir nickt Leilya zu. "Nun werte Kronrätin, Eure Bedenken ehren Euch aber das nötige Wissen könnt ihr Euch schnell aneignen. Befragt die Angeklagte oder wenn immer ihr noch befragen wollt. Und dann fällt ein Urteil. Wir müssen uns auch dieser Herausforderung stellen werte Leilya.. das Volk erwartet und die Pflicht gebietet es. Also habt keine Sorge, tut was ihr tun müßt und dann urteilt.
Befragung der Angeklagten
Einen kurzen Moment lang erwiedert Leilya den Blick des Wesirs, noch immer ein wenig blass, doch nickt sie dann leicht und wendet sich ab, um nach unten auf die Angeklagte zu blicken. Wer war sie, ihm zu widersprechen, wenn er sagt, dass es die Pflicht gebietet? Einen kurzen Moment fragt sie sich innerlich, wie eine Frau nur ihr eigenes Kind umbringen kann und das hübsche Gesicht der jungen Blonden verzieht sich in Abscheu. Doch sie musste fair sein und gerecht, sie durfte nicht zeigen, was sie empfand. So beugt sie sich leicht vor und blickt die Frau direkt an, ehe sie das Wort erhebt: "Man sagt, dass ihr euch nicht daran erinnert, euren Sohn umgebracht zu haben. Ist das richtig? An was erinnert ihr euch?" Die Angeklagte hebt den Kopf nur leicht an als sie von Leilya angesprochen wird. Sie zuckt mit den Schultern. Ihre leise Stimme ist kaum zu hören. "Ich bin schlafen gegangen wie jeden Tag. Ich...ich schlafe allein...Sebald lag in seiner Wiege...ich schlief in dieser Nacht fest...er schrie auch nicht. Ich...ich weiß nicht, als ich aufwachte..." Sie bricht ab und schüttelt sich. "Als ich aufwachte war er tot...erdrosselt mit der Kordel meines Hausmantels."
"Ihr wart alleine in eurem Schlafgemach? Wo war denn euer Gemahl zu dieser Zeit? War das Zimmer verschlossen?" Estrit senkt den Blick, die Antwort ist ihr wohl peinlich. "Mein Gemahl....er schläft nicht bei mir." Sie flüstert es fast und schüttelt dann den Kopf. "Nein das Zimmer ist immer offen." "Wieso schläft euer Gemahl denn nicht bei euch?" fragt Leilya dann ziemlich direkt nach, war das aber auch die erste Frage, die ihr in diesem Moment einfiel, sah die junge Frau dort unten doch durchaus ansehlich aus, auch nach einigen Monaten im Kerker. Estrit hingegen scheint nun gänzlich um ihre Fassung gebracht worden und bricht in Tränen aus "...weil...weil...Sebald nicht sein Sohn ist." Fast tonlos dringen ihre vom Schluchzen unterbrochenen Worte ans Ohr der Kronrätin. Leilya blickt die junge Frau an und fragt dann direkt: "Wer ist der Vater?" Estrit hebt den Kopf und schaut Leilya an. Ihre Augen sind geweitet und ein Zittern durchläuft den mageren Körper. Ihr fahriger Blick richtet sich in die Ferne, als sie den Kopf schüttelt. "Ich weiß es nicht, es waren..." Sie bricht ab und ihr Körper wird von heftigem Schluchzen geschüttelt "...viele." Dann senkt sie wieder den Kopf
Die Augen der Kronrätin weiten sich schlagartig, als ihr die Erkenntnis kommt, was passiert war. Ihre Stimme zittert vor Aufregung: "Das ist bei eurer Entführung passiert?" Ein Ruck geht bei dieser Frage durch die junge Frau, sie hebt den Kopf und schaut die Kronrätin wieder an. Womöglich findet sie hier das erste Mal jemanden, der ihr wirklich zuhören will. "Ja...bei der Entführung...und das Kind...mein Sohn...mein Mann hat es mir nicht verziehen und meine Schwiegereltern wollten diesen Erben auch nicht akzeptieren." Mitleidsvoll blickt Leilya Estrit an und nickt nur leicht, doch fragt sie erstmal nicht mehr weiter nach, sondern drückt ihr Bedauern aus: "Das tut mir sehr leid." Kurz schweigt sie. "Sagt mir, war am Abend vor dem Tod eures Sohnes etwas seltsam, war etwas anders als sonst, ist euch etwas merkwürdiges aufgefallen?" Estrit schüttelt den Kopf. "Nein. Es war ein schöner Abend. Meine Schwiegermutter war sehr nett, brachte mir warme Milch mit Choney und dem Jungen gab sie auch zu trinken. Ich war...glücklich...und dann..." Wieder bricht die junge Angeklagte in Tränen aus.
Leilya wartet einen Augenblick, bis sich Estrit wieder etwas beruhigt hat. "Und danach ging es euch gut? Ihr habt tief und fest geschlafen habt. Euer Sohn hatte ja offenbar auch gut geschlafen? War eure Schwiegermutter häufiger so freundlich zu euch und hat sich um euch gekümmert?" Estrit schluchzt noch etwas und nickt dann. "Ja ich habe gut geschlafen...weil ich mich so gefreut habe, das wir uns wieder näher gekommen sind. Vorher hat sich niemand um mich gekümmert." "Ihr habt also in dieser Nacht besser geschlafen als sonst?", fragt Leilya weiter. Estrit nickt. "Ja sehr viel besser...das Kind ist ja sonst noch häufig aufgewacht...in dieser Nacht war alles anders." Sie schaut die Kronrätin hilflos an. "Ich zermartere mir meinen Kopf, aber ich weiß einfach nicht was passiert ist...ich weiß es nicht..."
"Ich habe genug gehört", verkündet die junge Kronrätin in diesem Augenblick laut. "Ich möchte nun die Familie eures Ehemanns befragen, zuallererst rufe ich eure Schwiegermutter als Zeugin auf!" Einer der Büttel tritt zögerlich an Leilya heran und beugt sie zu ihr hinab, um ihr etwas zuzuflüstern, wobei die junge Kronrätin etwas irritiert wirkt, dann wendet sie sich mit gesenkten Blick an den Wesir: "Euer Exzellenz, es scheint als wäre der Ehemann dieser Frau und dessen Familie heute nicht hier anwesend. Doch werde ich kein Urteil fällen, ohne sie dazu befragen zu können. Ich bitte euch, dafür zu sorgen, dass auch sie hier erscheinen." Abwartend blickt sie zu Ajiru auf.
Befragung der Angeklagten
Der Wesir schaut die Kronrätin etwas überrascht an. So viel Aufwand treibt man wohl sonst im allgemeinen nicht in Yedea um ein Urteil zu fällen. Dann aber lächelt er Leilya an "Euer Wunsch ist Befehl werte Leilya.."Er winkt eine Ordonnanz heran "Schafft die Familie der Angeklagten her schnell."
Nun heißt es warten. Vielleicht werden da oben auf dem Podest ein paar Worte gewechselt, vielleicht plaudert der Wesir mit der Verwalterin des Gewerks Tuch auch über die neuste Mode. Wie auch immer, das gemeine Volk bekommt davon nicht mit.
Dann werden drei Personen auf den Markplatz geführt. Ein offensichtlich älteres Paar und ein Mann im Alter der Angeklagten. "Familie Bekal mit Sohn " der Büttel verkündet es und die drei gehen vor der Tribüne auf die Knie.
Befragung der Zeugin
Als der junge Ehemann und seine Eltern auf den Marktplatz geführt werden, richtet sich der Blick der jungen Kronrätin auf die drei und sie meint laut: "Die Schmiegermutter der Angeklagten möge vortreten." Die alte Frau Bekal richtet sich auf als die Kronrätin sie dazu auffordert und geht drei Schritte nach vorn. Dann beginnt Leilya. "Nennt mit bitte euren Namen." Nachdem sie es getan hat: "Wir haben eben die Hintergründe über die Geburt eures Enkelsohnes gehört. Diese sind euch bekannt?" "Ja...mein Sohn konnte nicht bei ihr gelegen haben, als dieser Ba.....als mein Enkel gezeugt wurde. Trotzdem galt er als sein Kind, als Erbe des Namens, des Vermögens und alles nur weil sie..." Die Schwiegermutter der Angeklagten warf einen Blick zu Estrit "...weil sie nicht den Mut hatte, das zu tun was getan werden mußte." "Was hätte sie denn tun müssen?" fragt Leilya daraufhin. "Nun, was jede anständige Frau tut, der so etwas widerfährt. Jedes Kleid hat eine Kordel und ein Haken findet sich auch. Sie hätte der Familie die Schande ersparen müssen und ihrem unwürdigen Leben rechtzeitig ein Ende setzen sollen. Dann wäre das alles nicht passiert." Die alte Frau Bekal wirft noch einen giftigen Blick zu ihrer Schwiegertochter und senkt dann den Kopf in Demut vor den königlichen Vertretern.
Leilya mustert die ältere Frau einen Augenblick lang, ehe sie nachfragt: "Eurer Meinung nach hätte sie sich also mitsamt des Kindes umbringen sollen?" Die Antwort kommt nach einem kleinen Zögern aber sie ist ohne jeden Zweifel eindeutig "Ja, Kronrätin...ja, das wäre ihre Pflicht gewesen, ihrem Mann gegenüber und der Familie, über die sie nur Schande gebracht hat." Leilya blickt der Zeugin von oben her in die Augen. "Also passt es ja perfekt, dass sie ihren Sohn ermordet hat und dafür nun gerichtet wird? Da kann man ja schon sagen, dass sich das wirklich gut für eure Familie fügt? Damit dürfte die Schande ja getilgt sein?" Die Schwiegermutter hebt den Blick und für einen Moment gleitet ein leichtes zufriedenes Lächeln über ihrer Miene. "Ja...die Schande ist getilgt und wenn sie ihre gerechte Strafe bekommt...ist mein Sohn frei."
"Was ich dabei aber nicht verstehe, warum hat die Angeklagte es dann nicht vorher gemacht?" Leilya blickt die Zeugin an. "Ich meine, warum hat sie sich nicht vorher selbst umgebracht, mitsamt ihres Kindes? Oder warum hat sie sich nach dem Mord nicht selbst gerichtet, wo sie doch wusste, was sie erwartet? Sie wirkt auf mich nicht so, als würde sie denken, die Tötung ihres Sohnes wäre richtig gewesen. Denn dann hätte sie ihn wohl nicht erst zur Welt gebracht. Was meint ihr, ist da geschehen? Wieso hat sie das plötzlich getan? Es muss doch einen Grund dafür geben, ihr wird das doch sicher nicht einfach so aus dem Nichts heraus plötzlich eingefallen sein." Die Schwiegermutter hebt wieder den Kopf und schaut die Kronrätin an "Vielleicht hat sie begriffen was sie mir angetan hat...mit diesem Bastard...was sie der Familie angetan hat und hat endlich das einzig richtige getan." "Mhm", meint Leilya daraufhin nachdenklich. "Was mich etwas irritiert, ist folgendes: die Angeklagte sagt, dass ihr euch kurz vor diesem Zwischenfall, wegen dem wir hier sind, sehr freundlich um sie und ihren Sohn gekümmert habt. Wieso habt ihr das getan, wenn es doch so eine Schande war? Könnt ihr mir das erklären?"
Die alte Frau Bekal schüttelt den Kopf. "Der Bastard hat die ganze Nacht geschrieen ich wollte nur das er mal wieder ruhig ist. Und das war er ja dann auch. Beide haben so ruhig geschlafen." "Und wie ist es euch gelungen, den Jungen so zur Ruhe zu bringen?" Die Frau schaut zu Boden "Ein Schlafmittel in die Abendmilch...Kronrätin" "Und der Angeklagten habt ihr auch Schlafmittel gegeben." Es ist keine Frage, als die Kronrätin das sagt und sie schaut der Zeugin von oben in die Augen. Die Frau schweigt und schaut zu Boden ....dann nickt sie. "Wisst ihr, was ich mich da frage? Wie hat sie dann ihren Sohn umgebracht, wenn sie Schlafmittel genommen hat?" Die Frau schaut nicht auf zittert und fällt dann auf die Knie und neigt den Kopf zu Boden "Gnade, Kronrätin...Gnade."
Das Urteil der Kronrätin
Die junge Kronrätin sieht herunter auf die alte Frau, die da auf die Knie fällt und um Gnade bittet, dabei verzieht sich ihr Gesicht in einer Mischung aus Abscheu und vielleicht auch Mitleid. Doch dann sieht sie fort und schaut die junge Angeklagte an. "Estrit Berkal, hiermit spreche ich euch von der Anklage des Kindsmordes frei, ihr seid sofort aus der Haft zu entlassen und alle Vorwürfe gegen euch werden fallengelassen. Ihr habt euch nichts zu schulden kommen lassen, ihr seid wahrscheinlich die Einzigste hier, die wirklich unschuldig an dem Ganzen ist." Leilya macht eine kurze Pause, in der sie der jungen Frau in die Augen sieht, dann fügt sie hinzu: "Ich hoffe, ihr kömmt über diese schwere Zeit hinweg und ich hoffe, dass die Leute, die euch das angetan haben, ihre gerechte Strafe bekommen und solch Unleid nie wieder einer anderen Frau antun können. Ich würde euch gerne helfen und würde mich freuen, wenn ihr mich aufsucht, sei es als Kronrätin oder nach meinem Dienst privat, ich stehe euch jederzeit zur Verfügung, egal worüber ihr sprechen wollt, egal was ihr braucht."
Dann wandert ihr Blick zurück zur Familie des Ehemannes und der Schwiegermutter. Mit hart klingender Stimme verkündet sie: "Möge Hostinos eurer Seele gnädig sein, denn ich kann gegenüber euch keine Gnade walten lassen. Ihr habt einen wehrlosen Mensch umgebracht, ihr habt ein Kind getötet, was eines der abscheulichsten Verbrechen darstellt, die es gibt. Mord kann niemals die richtige Wahl sein, zu keiner Zeit. Ich verurteile euch hiermit zum Tode." Leilya wendet ihren Blick von der Frau ab, die vielleicht jetzt erst die ganze Schwere ihres Verbrechens fühlt, im Angesicht des Todes, doch Leilya verspürt keine Genugtuung. Ihre blauen Augen wirken feucht, als wäre sie den Tränen nahe, doch ihr Gesichtausdruck wirkt fest und ihr Urteil scheint zu stehen. Es sei denn, der Wesir entscheidet noch anders...
Das Urteil der Kronrätin
Der Wesir nickt beifällig zu dem klaren und unmißverständlichen Worten von Leilya und wendet sich ihr kurz zu um mit eine kleinen Neigen des Kopfes seine Anerkennung auszudrücken. Dann schaut er auf die Verurteilte."Die Kronrätin hat euch zum Tode verurteilt. Das Urteil wird in drei Tagen im Hof der Garnison vollstreckt. Euer Vermögen fällt an eure Schwiegertochter. Nutzt die drei Tage um zu bereuen und um Frieden mit eurer Familie zu machen. Die Verhandlung ist beendet."
Leilyas Urteil wurde von den Zuschauern mit einen hörbaren Raunen kommentiert. Das hier plötzlich die vermeintliche Mörderin freigesprochen wurde und die Kronrätin mit ihrer Hartnäckigkeit und den zielsicheren Fragen die wahre Schuldige entlarvt kam wohl für fast Jedermann unerwartet.
Das der Wesir die Verurteilung nicht sofort angeordnet hatte stieß dagegen auf geteilte Zustimmung. Manchem Gaffe wäre wohl heute ein zweiter abgeschlagener Kopf ganz recht gewesen.
Es ist schon Nachmittag und Zeit für eine kleine Pause. Auf Anweisung des Wesirs wird seinen Gäste ein kleine Erfrischung gereichen. Die Zuschauer auf dem Marktplatz verköstigen sich derweil bei den fliegenden Händler die jetzt ihr großes Geschäft wittern.
Zwischen dem Sesseln der Wesirs und dem Sitzplatz der Kronrätin wird ein kleiner Tisch aufgestellt, auf dem Obst und Getränke zu finden sind. Mit einer kleinen Handbewegung fordert Ajiru die Kronrätin auf zuzugreifen. Dann plaudern die beiden wohl ein bißchen bis die letzten Fälle dieses Tages zu Verhandlung kommen
Ende des Gerichtstages
Waren die Kronrätin und der Wesir eben noch in einer angeregten Unterhaltung vertieft so wird jetzt zügig der nächste Angeklagte vor den Wesir geführt.
"Sebal Jogat angeklagt des Straßenraubs" der Büttel verließt die Anklage. "Sebal Jogat trieb monatelang im Shatva sein Unwesen. Er spähte seine Opfer in Tavernen oder Bordellen aus folgte ihnen auf dem Heimweg, schlug sie dann meist nieder und raubte ihnen die Börse. Nach zahlreichen Kontrollen des Shatvas wurde der Aufenthaltsort des Beschuldigten durch einen Hinweis aus der Bevölkerung ausgemacht. Der Angeklagte wurde eingehend observiert und konnte er auf frischer Tat gestellt werden. Der Angeklagte ist geständig." Der Wesir nickt und verkündet ohne lange Umschweifen sein Urteil "5 Jahre Bleibergwerk im Shedal."
Der nächste Fall ist nicht schwerwiegend aber auch nicht unkompliziert. Die Angeklagte Juhdi Falkar , eine jungen Frau von 18 - 20 Stürme, wird des Taschendiebstahls beschuldigt. Die Anzeige stammt von ihrem Exliebhaber dem sie nach dem Beischlaf die Börse gestohlen haben soll. Juhdi bestreitet den Beischlafdiebstahl vehement. Ja sie hat Geld aus der Börse genommen aber es war der vereinbarte Hurenlohn. Der Mann wäre keinesfalls ihr Liebhaber gewesen und wollte sich nur an ihr rächen. Der Zeuge bleibt bei seiner Version und schildert genau wie sie ihm das Geld aus dem Beutel genommen hat."Wo lag der Beutel ? " der Wesir scheint interessiert zu sein und fragt nach.
"Nun er lag auf dem Tisch." Der Zeuge schaut zu Boden als der Wesir weiter fragt "..Und warum habt ihr sie nicht gehindert ? Der Zeuge zögert einen Moment "Nun sie war zu schnell aus der Tür."
Der Wesir schaut den Mann nachdenklich an "Aus der Tür Eurer Wohnung?" Der Zeuge schüttelt den Kopf "Nein wir waren im Hinterzimmer des Wilden Karkechs im Shatva."
Der Wesir schüttelt den Kopf "Und ihr wollt mir erzählen das war eure Freundin ? Die Angeklagte ist unschuldig der Zeuge wird zur Zahlung von 100 Auran an Juhdi Falkar für die falsche Anschuldigung verurteilt."
Der Wesir schaut zu dem Büttel und als dieser den Kopf schüttelt erhebt er sich "Der Gerichtstag ist beendet."
Mit einer leichten Drehung wendet er sich dann zu Leilya "Werte Kronrätin es hat mich außerordentlich gefreut Euch hier heute zu sehen. Wir werden unsere kleine Unterhaltung bald fortsetzen.." Er neigt leicht den Kopf und geht dann begleitet von dem Trupp Gardisten wieder zur Residenz.
Auf Leilya und einige andere Ehrengäste warten schon Sänften. Aller anderen Gäste auf der Tribüne müssen den Heimweg allerdings zu Fuß antreten.
Auch das Volk zerstreut sich jetzt schnell und schon rücken die ersten Handwerker an um den Marktplatz wieder für seinen eigentliche Bestimmung herzurichten.