Zu lange haben sie scheinbar nicht gebraucht. Der Mittagsregen ist gerade schon verstummt, und hinterlässt sein glänzendes Gesicht auf dem unsteten Straßenpflaster, als Ardon Alderath mit gemessenem Schritt und feierlicher Miene das Pult ansteuert, auf dem sich vor nicht allzu langer Zeit die diversen Kandidaten ihrer Herausforderung gestellt hatten. Drei Kandidaten würden den zukünftigen Reichsrat stellen, ein Kandidat würde es nicht in die Reihen schaffen. Wer hatte in dem Rennen gut abgeschnitten, wer hatte die meisten Stimmen ergattert, und wer war derjenige, der die Bürger Estichàs nicht hatte überzeugen können? Langsam entrollt der Beamte einen relativ umfangreichen Papyrus, auf dem doch vermutlich nur relativ wenig geschrieben steht. Aber so etwas Fundamentales wie die erste Wahl unter einer neuen Verfassung schrieb man gewiss nicht auf ein winziges Stückchen Papyrus. Soetwas brauchte schon Würde und - nun ja, einen angemessenen Rahmen.

Alderath räuspert sich.

Einen Moment lang hält der Beamte mit dem schlohweissen Haar inne und mustert feierlich die Marktgesellschaft, dann senkt er seinen Blick auf das Schriftstück herab, und beginnt zu lesen:

"Das Volk von Estichà hat einen neuen Reichsrat gewählt! Die genannten Kandidaten, die es in den Reichsrat geschafft haben, haben von dieser Verkündung an drei Tage Zeit, von ihrer Kandidatur zurückzutreten, ansonsten gelten sie als Mitglieder des zukünftigen Reichsrates. Andere öffentliche Ämter, die sie möglicherweise wahrgenommen haben, verlöschen mit einem Sitz im Reichsrat und werden vakant. Nachfolgend die gewählten Kandidaten in der Reihenfolge ihrer Stimmenanzahl.

987 Stimmen - entfallen auf Erià Bàikan.
846 Stimmen - vereint Pet Charmain auf sich.
568 Stimmen - sprachen Tahir Arun ihr Vertrauen aus.

Mit 429 Stimmen verpasst die Bürgerin Quanna Qualjar den Einzug in den Reichsrat, und steht nur noch als Nachrückkandidatin zur Verfügung.

Somit besteht der neue Reichsrat, so niemand die Kandidatur ablehnt, aus Erià Bàikan, Pet Charmain und Tahir Arun."

Ardon lächelt zufrieden, rollt schließlich die Pergamentrolle zusammen, und macht sich daran, von dem Podium herunterzusteigen. Wieder eine Angelegenheit, die ihr geregeltes Ende gefunden hatte, ganz, wie es einem Beamten gefallen mochte. Anschließend schreitet er zum Schwarzen Brett herüber, und pinnt die Wahlergebnisse dort an, so dass man nun auch erkennen kann, was da so geräumig dargestellt wurde: Für die analphabetischen Bevölkerungsgruppen waren die Kandidaten mit erheiternden Piktogrammen dargestellt, die sowohl ihr Äußeres als auch ihren bisherigen Beruf abzubilden trachteten.