Zirkusparade (Untermarkt)
Zur Mittagszeit legen auch die fleißigsten Handwerker ihre Arbeit nieder, um in einer wohl verdienten Pause Körper und Geist die Gelegenheit zu geben sich zu erholen und hinterher frisch und gestärkt ihr Werk wieder aufnehmen zu können. Die Meisten treibt es zu dieser Zeit wohl hinaus, raus aus den engen Werkstädten, den Büros und den alt-gewohnten Umgebungen, auf in die Soa, um auf dem Markt einen Leckerbissen zu erstehen, sich die Beine zu vertreten, oder einfach nur ein ruhiges Plätzchen zu finden, fernab vom Arbeitslärm und seinen Verpflichtungen.
Von der Vochà Jenatas aus erklingt an diesem Tag zur Mittagszeit heitere Musik, die sich vom Osttor aus in Richtung Markt zu bewegen scheint. Denen, die sich aufmachen dem noch undefinierten Treiben nachzugehen, entdecken schon bald einen bunten Tumult, ein Grüppchen von etwa 2 Dutzend Leuten, die in ausgefallen bunte Kostüme gehüllt, heiter lachend und der Menge winkend in einer kleinen Parade die Haupstraße empor wandern. Vom Zirkus müssen sie sein, der seit einigen Tagen vor den Toren sein Lager errichtet hat und der nun offenbar endlich dazu übergegangen ist seine Vorstellung anzukündigen.
An der Spitze des Zuges laufen zwei Harlekine mit ulkigen, dreistrahligen Hüten, und quietschbunter Kleidung an denen unzählige schrille Glöckchen den Rhythmus ihrer Narretei untermalen. Zwillinge scheinen die jungen Männer zu sein, sieht doch der eine genau so aus wie der andere und selbst an der Kleidung sind sie nun nicht mehr zu unterscheiden. Ausgelassen werfen sie sich in hohem Bogen Bälle zu, jonglieren damit und entlocken den Zuschauern mit ihren gespielt tollpatschigen Bewegungen den ein, oder anderen Lacher.
Direkt dahinter folgt ein junger, schlacksiger Mann, mit einem weiten, schillernden Umhang und einem Zylinder auf den Kopf, der eher gemesseneren Schrittes und mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen dem Zug folgt. Ab und an wendet er sich den Zuschauern am Rand zu und zaubert aus dem Nichts eine Rose herbei, die er vorzugsweise hübschen Damen mit einer galanten Verbeugung überreicht. Erstaunte Ausrufe hingegen erklingen, als eine weiße Dova aus seinem vorgeblich leeren Hut aufsteigt und sich gurrend gen Himmel schraubt.
Hinter dem Zauberer läuft eine Frau mit einem Chiga am Halfter, auf der ein kleines Mädchen sitzt, das mit aufgeregt geröteten Wangen der Menge winkt. Stolz präsentiert sie auf dem Rücken des Tieres kleine akrobatische Darbietungen, geht schwungvoll in den Handstand, oder stellt sich elegant aufrecht, einen Fuß wacker abgespreizt und die Arme anmutig über den Kopf erhoben. Es folgen weitere bunte Akrobaten, die jedoch überwiegend der Menge winken und das Datum der ersten Vorstellung verkünden. Etwas weiter hinten läuft die exotische Sramen, die man bereits öfters in der Stadt gesehen hatte und der man nun ebenfalls ihren Platz im Zirkus ansehen kann. Eine sicherlich unterarmdicke, an die 1 ½ Vat lange Schlange liegt über ihren Schultern und zischelt schaurig vor sich hin, während Jaschka sich in anmutigen Bewegungen an das kühle Reptil schmiegt und regelrecht mit ihm zu tanzen scheint.
Bunt in der kleinen Prozession verteilt laufen auch die Musiker, die unentwegt heitere Lieder zum Besten geben und die Schausteller in der kleinen Kostprobe ihrer Künste untermalen.