Verwittert (Seitengassen)
Im Schatten steht die Mauer - verwittert, Flechten wie Krebs, genährt von dem Guh der durch die Fugen der Kloake sickert. Almosen auf der Tempeltreppe gleich, das unwürdig wuchernde Leben gefördert.
Nicht so Edel, wie die gnädig sich öffnende Hand des Gläubigen. Bei weitem nicht so Edel, wie die satte Selbstgefälligkeit hinter dem verschämten Tränenschleier der niedergeschlagenen Augen - reibt die Hure den Rücken an dem brösligen Stein der Mauer um das Ungeziefer zu vertreiben das dort an ihrem Fleisch saugt.
Saugt wie ihre Freier es tun würden, wenn es den welche geben würde. Geben würde. Den diese ist weit hinter der Grenze des guten Geschmacks. Diese steckt bis über ihre Herbes zerfressenen Lippen in wüster Verzweiflung an der nur ein kranker Geist noch gefallen finden kann. Voll roher Worte, räudiger Gesten - die Fetzen die sie bedecken nicht drapiert.
Doch weiter, noch weiter hinaus werden ehrliche Worte wieder schön - so glaubt sie und hält mit unerschütterlichen, ausweglosen Willen am Leben fest welches das Schicksal ihr bereitet hat.